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ULA-Rakete
Amazon 06.04.2022
Amazon 06.04.2022

Satelliten-Internet Amazon sichert sich 68 Raketenstarts für sein "Project Kuiper"

United Launch Alliance
United Launch Alliance

Mit tausenden von Kommunikationssatelliten will Amazon ein Netz für eine weltumspannende Internetabdeckung errichten. Jetzt hat der Konzern Verträge für Raketenstarts abgeschlossen, die in den nächsten fünf Jahren über 3.200 Satelliten ins All befördern sollen. 

Nicht erst seit gestern ist bekannt, dass Tesla-Chef Elon Musk und Amazon-Gründer Jeff Bezos eine gemeinsame Leidenschaft für den Weltraum haben, die sich in unterschiedlichen Projekten Raum bricht. Musk gründete mit SpaceX ein Unternehmen, das inzwischen nicht nur äußerst ambitioniert, sondern auch sehr erfolgreich kommerzielle Raketenstarts anbietet.

SpaceX-Raketen haben bereits Menschen zur internationalen Raumstation ISS gebracht. Daneben nehmen sich die bislang erreichten Leistungen von Bezos' Raumfahrtfirma Blue Origin eher bescheiden aus: Eine kleine Raumkapsel bringt Menschen innerhalb weniger Minuten an den Rand des Weltalls - und nach einer kurzen Zeit in der Schwerelosigkeit auch ebenso schnell wieder zurück auf den Boden. 

Während Blue Origin offiziell mit Amazon nichts zu tun hat, zeigt der inzwischen von Andy Jassy gelenkte Konzern an anderer Stelle ebenfalls Weltraum-Ambitionen - und tritt dabei erneut in Konkurrenz mit SpaceX-Gründer Musk: Kuiper heißt ein Projekt des Handelsgiganten, das - ähnlich wie das Projekt StarLink von SpaceX - eine weltumspannende Infrastruktur für einen Internet-Zugang aufbauen soll. Beide Projekte benötigen eine große Menge an Kommunikationssatelliten - eine sehr große.

Test-Satelliten starten noch 2022

Amazon hatte Kuiper 2019 angekündigt, 2020 beantragte der Konzern bei der US-Telekommunikationsbehörde FCC eine Betriebslizenz für zwei Test-Satelliten, die End 2022 ins All geschossen werden sollen. Darauf aufbauend sollen bis spätestens 2026 insgesamt über 3.200 Satelliten in Umlaufbahnen gebracht werden, die auf zahlreichen Ebenen zwischen 590 und 630 Kilometer Höhe über der Erde unseren Planeten umkreisen. Jetzt melden verschiedene US-Medien den Abschluss von drei Verträgen für insgesamt 68 Raketenstarts, mit der Option für 15 weitere. Die Starts der 3.236 Kuiper-Satelliten sollen über fünf Jahre verteilt stattfinden. Damit dürften diese Verträge das größte Auftragsvolumen in der Raumfahrtgeschichte haben.

Einer der Vertragspartner ist die United Launch Alliance (ULA), ein anderer ist Bezos' Firma Blue Origin. Vier verschiedene Raketentypen sollen zum Einsatz kommen, von denen drei bislang noch nie geflogen sind. Amazon hatte bereits 2021 neun Starts mit der Atlas-V-Rakete der ULA gebucht. Diese Raketen sind bereits erprobt, können aber künftig nicht mehr hergestellt werden, weil sie auf russische Antriebsmotoren setzen, die derzeit unter Embargo stehen.

Musk ist schon weiter

Konkurrent Musk ist da schon weiter: StarLink befindet sich seit Oktober 2021 im Produktionsbetrieb, im März 2022 waren bereits 1.970 StarLink-Satelliten im All. Insgesamt könnte das System auf mehr als 50.000 Himmelskörper kommen, einem Vielfachen aller jemals zuvor gestarteten Satelliten. Das wird inzwischen zu einem Problem: Immer häufiger stören Satellitenketten die Beobachtungen von Astronomen.

Sowohl Amazon als auch StarLink setzen auf Internet aus dem All als Wachstumsmarkt. Weite Teile der Welt, zum Beispiel der afrikanische Kontinent, aber auch ländliche Gegenden der USA haben derzeit keine andere Möglichkeit, an einen Breitband-Internetanschluss zu kommen. Aktuell stellt StarLink sogar Empfangsanlagen für die Ukraine zur verfügung - und sichert so dem kriegsgebeutelten Land einen stabilen Internetzugang, den der Gegner nicht abschalten kann.   

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