
Verdi fordert ein Verbot von Logistik-Subunternehmern. Jetzt berichtet The Guardian über Misshandlung von Amazon-MitarbeiterInnen durch Subunternehmer in Saudi Arabien. Das Konstrukt der Subunternehmer muss hinterfragt werden, kommentiert IW-Redakteur Jochen G. Fuchs.
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In vielen Ländern greifen E-Commerce-Unternehmen auf Zeitarbeitsfirmen oder Arbeitsvermittlungsfirmen als Subunternehmer für ihre Logistikketten zurück. Im vorliegenden Fall hat Amazon laut der Berichterstattung von The Guardian auf einen Subunternehmer zurückgegriffen, der in Nepal MitarbeiterInnen zum Einsatz in Amazons Logistikzentren in Saudi Arabien mit illegalen Methoden angeworben und menschenunwürdig behandelt hat.
The Guardian berichtet von Vorwürfen gegen Amazon und Amazons Subunternehmer in Saudi Arabien
48 von 54 durch Reporter der Initiative Trafficking INC interviewten ArbeiterInnen aus Nepal berichten von Einstellungsgebühren zwischen 830 und 2.300 US-Dollar, von schlechten Arbeitsbedingungen, menschenunwürdigen Unterkünften. Einige berichten darüber, wie sie schließlich dazu gezwungen wurden, eine extrem hohe Vertragsstrafe zu bezahlen, um aus dem Arbeitsvertrag entlassen zu werden und heimreisen zu dürfen.
The Guardian schreibt: "Ihre Berichte geben Einblick, wie große amerikanische Unternehmen direkt oder indirekt von Beschäftigungspraktiken profitieren, die als Arbeitsausbeutung eingestuft werden können. Dies wird definiert als die Verwendung von Zwang, Nötigung oder Betrug, um jemanden zur Arbeit oder Dienstleistung zu bewegen."
Amazon bestätigt Vorfälle, erstattet VertragsmitarbeiterInnen Gebühren und ergreift Maßnahmen
Amazon hat gegenüber The Guardian schriftlich Stellung bezogen, und bestätigt, dass einige Arbeiter in seinen saudi-arabischen Einrichtungen schlecht behandelt wurden.
Im Wortlaut heißt es übersetzt: "Das Bereitstellen sicherer, gesunder und fairer Arbeitsbedingungen ist eine Voraussetzung für Geschäfte mit Amazon in jedem Land, in dem wir tätig sind, und wir sind zutiefst besorgt, dass einige unserer Vertragsarbeiter im Königreich Saudi-Arabien ... nicht nach den von uns festgelegten Standards behandelt wurden und der Würde und dem Respekt, den sie verdienen", hieß es in der Erklärung von Amazon Und weiter: "Wir schätzen ihre Bereitschaft, vorzutreten und über ihre Erfahrungen zu berichten."
Amazon sagte, es werde sicherstellen, dass Arbeiter, die Vermittlungsgebühren gezahlt haben, ihr Geld zurückbekommen. Das Unternehmen fügte hinzu, dass es "stärkere Kontrollen implementiert", um "sicherzustellen, dass ähnliche Vorfälle nicht auftreten und um die allgemeinen Standards für Arbeiter in der Region zu erhöhen".
Dies beinhaltet "erweiterte Schulungen für unsere Drittanbieter zu Arbeitsrechtsstandards mit einem speziellen Schwerpunkt auf Rekrutierung, Löhnen und Täuschung".
Wozu beschäftigen E-Commerce-Unternehmen Subunternehmen und VertragsmitarbeiterInnen in der Logistik?
Das ist für mich die zentrale Frage. Meine Antwort darauf ist im vorliegenden Fall eindeutig: Um unternehmerische Risiken auf diese Subunternehmen abzuwälzen und Kosten zu sparen.
Hier werden keine externen Kompetenzen eingekauft, kein nicht vorhandenes Wissen eingebracht, und auch vorrangig keine Kapazitätslücken geschlossen, die sonst nicht geschlossen werden können.
Die Arbeitsverträge könnten ebenso direkt mit den VertragsarbeiterInnen abgeschlossen und den Vermittlungsunternehmen eine Provision ausbezahlt werden.
Auf Logistik-Subunternehmen, die nur dazu dienen, Risiken auszulagern und Kosten zu drücken, sollte die Branche verzichten
Damit Subunternehmer diese Risiken tragen wollen und können, müssen sie ihre MitarbeiterInnen anders behandeln, als die festangestellten MitarbeiterInnen der Auftraggeber.
Irgendwo muss die Marge ja herkommen, die ein Subunternehmen verdient.
Das führt im Ergebnis bestenfalls zu Imageschäden, schlimmstenfalls zum Menschenhandel.
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